"Jobcenter der Zukunft 2025"
Gestaltung erfolgreicher Ansätze mit schmalen Kassen

Dokumentation der Veranstaltung vom 26. Juni 2025
im Anthroposophischen Zentrum in Kassel
Der FORSCHUNGSVERBUND REHAPRO begleitet bundesweit rehapro Modellprojekte aus allen drei Förderwellen. Um Synergiepotenziale dieser gemeinsamen Begleitung für die Projekte nutzbar zu machen, wurden bereits drei Fachforen veranstaltet (2022, 2023 und 2024), zu denen sich die Projekte in Hamburg bzw. Berlin getroffen und ausgetauscht hatten.
Der Forschungsverbund rehapro setzt sich aus den folgenden Partnern zusammen:
- Lawaetz-Stiftung Hamburg
- Institut für sozialpädagogische Forschung – ism – Mainz
- Institut für Technologie und Arbeit – ITA – Kaiserslautern
- Institut für Sozialökonomische Strukturanalysen – SÖSTRA – Berlin
- Forschungsinstitut Zoom – Sozialforschung und Beratung GmbH – Göttingen
Aktuell stehen erste Projekte der ersten Förderwelle kurz vor dem Abschluss oder sind bereits auch schon länger abgeschlossen, während Projekte der dritten Förderwelle vor einigen Monaten gestartet sind und seitdem Erfahrungen mit Teilnehmenden und selbstkonzipierten Angeboten machen. Im Januar 2024 hatten wir in Berlin eine erste Zwischenbilanz von Modellvorhaben und unserer wissenschaftlichen Begleitungen gezogen. Damals kam der Wunsch auf, sich in kleinem Kreis darüber auszutauschen, welche Erfahrungen im Vorfeld einer Verstetigung, eines Verstetigungsversuchs oder nach begonnenem Übergang oder schlicht der Beendigung eines Modellprojektes gemacht worden sind. Für die noch laufenden Projekte gab es das Interesse nach Austausch zu ganz praktischen Fragestellungen der Arbeit. Am 26. Juni 2025 fand schließlich das vierte Fachforum in Kassel statt. Auf dieser Seite finden Sie die wesentlichen Ergebnisse der Veranstaltung zusammengefasst.
Themen und Ablauf
Zwei Themencluster aus den vielen uns gemeldeten Interessen standen im Mittelpunkt dieses Fachforums:
Im Themencluster „Transfer und Verstetigung“ ging es um das gegenseitige Lernen zwischen den Projekten der unterschiedlichen Förderwellen und untereinander:
- Mit welchen Rahmenbedingungen ist 2025/206 zu rechnen?
- Welche Erfahrungen haben die Projekte der ersten Förderwelle mit Transfer und Verstetigung gemacht? Welche Aktivitäten sind im Vorfeld unternommen worden, wie haben Geschäftsführungen reagiert auch angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen?
- Welche Schritte haben die Projekte der zweiten Förderwelle bereits unternommen?
- Wo konnten Haltungen, Ideen und erfolgreiche Ansätze in das Regelgeschäft transferiert werden? Was konnte unter welchen Bedingungen verstetigt werden? Was waren Hürden, was waren Erfolgsstrategien?
Zum Themencluster „Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und ihre Integration in Arbeit“ gab es einen kurzen wissenschaftlichen Input.
Für weitere bereits benannte (bspw. Gesundheit und Prävention, Motivation und Teilhabe, Netzwerke und Kooperation, Digitalisierung und Wissensmanagement, Haltung und Selbstbild der JC im Wandel) oder am Tag selbst ad hoc mitgebrachte Themen wurde Raum und organisierte Gelegenheit geboten, diese vor Ort zu platzieren und in den fruchtbaren Austausch mit anderen Interessierten aus der Modellprojektpraxis zu gehen (angelehnt an die Methode Open Space).
Dokumente zum Download
Liste der Teilnehmenden, die der Weitergabe ihrer Kontaktdaten zugestimmt haben (PDF, öffnet in neuem Fenster / Tab)
Verwendeter Foliensatz (PDF, öffnet in neuem Fenster / Tab)
Zum Thema "Integrierte Interventionsansätze zur Unterstützung psychischer Gesundheit und Wiedereingliederung Arbeitsloser" verwendete Studien:
(1) "Interventions to Foster Mental Health and Reintegration in Individuals Who Are Unemployed: Systematic Review", Adam et al. JMIR Public Health Surveill 2025;11:e65698 doi: 10.2196/65698 (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40324176/) (PDF, öffnet in neuem Fenster / Tab)
(2) "Effectiveness of a three-component intervention supporting unemployed individuals with mental health issues in their job search and mental health recovery (3for1): study protocol of a non-randomized controlled study", Schlachter et al. BMC Public Health (2024) 24:3159 (https://doi.org/10.1186/s12889-024–20323‑0) (PDF, öffnet in neuem Fenster / Tab)
Schwerpunktthema Transfer & Verstetigung
Entlang der Kategorien "Angebote & Träger", "Finanzierung", "Strukturen & Organisationsentwicklung" und "Sonstiges" haben sich die Projektvertretenden ihre geplanten und ihre bereits umgesetzten Aktivitäten zur Verstetigung des "Rehapro-Spirits" vorgestellt. Im Folgenden sind diese Aktivitäten, Hinweise auf Hürden und Ideen als Impulse (ohne Projektzuordnung) festgehalten.
Welche Angebote sollen von JC oder von Trägern verstetigt bzw. welche Externen sollen zukünftig eingebunden werden?
GEPLANTES
Angebote
- Resilienz-Trainings weiterhin anbieten
- Gesundheitssprechstunde im JC erhalten
- „Fachstelle Gesundheit“ als niedrigschwellige Brücke zu Angeboten
- Spielerische Anlässe für (Gruppen-)Begegnung erhalten
- Telemedizin (mindestens vier Termine je TN) fortführen
- Tagesstrukturierendes Angebot: Erhalt ist derzeit noch nicht gesichert (eventuell über einen externen Träger möglich)
Art der Kooperation
- Reha-SB Mitarbeitende + rehapro Gesundheitscoaches arbeiten zusammen
Kontaktdichte:
- Wege finden, die Kontaktdichte zu erhalten
- Gruppenangebote zur Erhaltung der Kontaktdichte (trotz schlechteren Betreuungsschlüssels)
- Daher: In Einzel-Coachings die Teilnahme an Gruppen-Coachings vorbereiten
- Teilnahmedauer kritisch hinterfragen, ggf. verkürzen
Netzwerke von JC mit Externen weiter nutzen und pflegen:
- Komplexität vorhandener Netzwerke abbilden
- Netzwerkatlas
- Aber ungeklärte Ressourcenfrage: bei Informationsmanagementmaßnahmen muss für Vollständigkeit und Aktualität regelmäßige Pflege sichergestellt werden
- Vorhandene regionale Infrastruktur (bspw. tagesstrukturierende Angebote) kennen und mit TN zusammenbringen
- Netzwerkkarte aus aktueller Tätigkeit heraus entwickeln, entlang der Anforderungen der IFK
- Schwerpunkt-Netzwerke weiter führen
- „Stammtische“ (für Fachleute aus dem Bereich der psychischen Beeinträchtigungen) als regionale Informationsnetzwerke (aber: Weiterführung unklar)
- KI Einsatz bei der Suche nach Angeboten vor Ort nutzen
UMGESETZTES
Fakten schaffen:
- 70 Kund*innen aus rehapro wurden einfach in das Tagesgeschäft übernommen
- Lernphase: gemeinsame Fortbildung / Gruppenangebote für Regelteams und rehapro-Teams stellt nachhaltig Wissenszuwachs im Jobcenter sicher
- App in den App-Stores verfügbar nach langwieriger Entwicklung: aber: Weiterbetreuung nach Projektende ungeklärt
Frühzeitig Vorbereitungen treffen:
- Auf zwei Jahre angelegte Übergangsphase
- Frühzeitig Verstetigungskonzept entwickeln und vorlegen (ca. 2 Jahre) (aber: hilft nicht immer!)
- Realistische Verstetigungsszenarien entwickeln und zur Entscheidung vorlegen
- 1:150 statt 1:220
- Gewähltes Szenario in der Restlaufzeit des Projektes erproben
- Langwierige Prozesse, viele Konzepte geschrieben: 5 Monate
Grenzen erkennen:
- Nachweis langfristiger Wirkungen nicht im Projektkontext führbar
- „Light“-Version wurde als Kompromiss umgesetzt
- Zugang zu psychotherapeutischer Unterstützung ist nicht alleine im JC zu lösen
GEPLANTES
- Anschubfinanzierung über GKV Innovationsfonds geplant (18 Monate Vorlauf)
- Fokus auf „Prävention“ setzen bei Fördermöglichkeiten im Gesundheitsbereich
- Gemeinsame Finanzierung, bspw. Sozialamt + Jugendamt + … als Vision
- Aber: Rechtskreisübergreifende Finanzierungsideen in der Kommune bleiben Utopien
UMGESETZTES
- Projektverlängerung beantragt und genehmigt bekommen (verschafft Zeit)
- ESF Projekt im Anschluss gestartet
- Aber: Budgetkürzungen und unsichere Zukunft in den JC
- Aber: Wer pflegt Erarbeitetes nach Projektende?
- Erkenntnis: „Am Ende des Tages zählen Quantitäten, nicht Qualitäten!“
GEPLANTES
Teams erhalten / weiterführen
- Aktuelles Team erhalten als Ziel (2 x)
- Expertise erhalten
- Personal im JC speziell für psychisch Erkrankte beibehalten
- Gesundheitscoach mit Case-Management (JC) koppeln, §45 (Netzwerkkooperation)
- Gesundheitsteam mit zwei Personen voraussichtlich nicht ausreichend
- Fallzahl 1:10 nicht überzeugend
Teams verteilen
- 1 Person pro Team mit Gesundheitsschwerpunkt
Kompetenzwegfall kompensieren
- Psychologin durch psychosoziales Angebot ersetzen
Interne Unterstützung absichern
- Frühzeitig nicht nur die Geschäftsführung, sondern auch Bereiche und Teams einbinden: durch Entlastung von den Vorteilen überzeugen
- Projekt 1:25, danach 1:40; trotzdem Verschlechterung für alle Fallmanager
UMGESETZTES
Förderliches
- Motivation der JC, die Zielgruppe der psych. Erkrankten nicht aus den Augen zu verlieren
- Großes Interesse seitens der Geschäftsführung bzgl. der Weiterführung der Angebote
- Der Leitung war der Wissenstransfer in die Teams wichtig => dadurch gelang Integration
- Bereitschaft im JC durch Kommunikation in das JC-Team verbessern
- Aber: Akzeptanz im Regelgeschäft schwierig
- Klare Abgrenzung: gesundheitsorientiertes Fallmanagement zu §16k Coaching
- Verstetigung des rehapro-Geistes durch Personalentwicklung im Projekt für das JC in Zukunft
Hemmendes
- Personalkontinuität in der Projektkoordination ist nicht selbstverständlich
- Fallmanagement in SGB II und VI werden nicht gemeinsam gedacht
Was fortgeführt werden konnte
- Gesundheitsteam wird erhalten (JC + Gesundheitsamt) unter einem Dach (neue Räume werden gerade gesucht)
- Netzwerkkarte von One Note in internes Wiki überführt
- Personaltransfer in das Reha-SB Team => Know-how-Verstetigung
- Zusammenführung von Reha-SB und integrativem Fallmanagement
- Jeder Standort bekommt einen gesundheitsorientierten Fallmanager
- dann sowohl beschäftigungsorientierte als auch gesundheitsorientierte Fälle
- Neu: Kompetenzteam Gesundheit
- Aber keine Weiterführung mit Personal- oder Konzeptkontinuität: Rolle und Aufgaben noch zu entwickeln.
Was nicht fortgeführt werden konnte
- Ein etablierter und positiv belegter Ort von JC plus Rentenversicherung unter einem Dach ist nach Förderende weggefallen
GEPLANTES
- Herausforderung: Datenschutzbeauftragte*r weiterhin vakant
- Ergebnisdarstellung im politischen Raum 1: „Laut sein“, so dass man nicht überhört werden kann und viele Fürsprecher*innen während der Laufzeit sammelt
- Ergebnisdarstellung im politischen Raum 2: => Arbeitsgruppe mit (Landes-)Ministerien
- JC-übergreifend denken
- Ankündigung Frau Bas: „JC Arbeit ermöglichen“ => Potenziale?, als Rückenwind und Argumentationsbezug nutzen.
- Digitaler Leitfaden für Arbeitgebende zum Thema „Einsatz von Personal mit gesundheitlichen (psychischen) Belastungen“ ist in Planung
UMGESETZTES
- Konkrete Fragen der Politik im Projekt aufgreifen (z.B. Wirtschaftlichkeitserhebung => führte zu Änderungsantrag rehapro)
- Aufforderung an die Politik, Arbeit und Gesundheit zu verzahnen
Thementische
An diesem Thementisch rankten die Diskussionen um folgende Punkte:
- Absehbar werden die Sanktionserfordernisse im SGB II verschärft werden – diskutiert werden (auf Veranstaltungen des BMAS) Formulierungen für Sanktionen im Einzelfall bis zu 100%: Es gab die einhellige Meinung, dass es sinnvoll ist, ein Instrument für Sanktionen im SGB II zur Hand zu haben. Ebenso einig war man sich, dass es darum gehen sollte, diese „passend“ einsetzen zu können. Dazu gehören mehrere Bedingungen: ein deutlich geringerer bürokratischer Aufwand für den Einsatz (und die Dokumentation) von Sanktionen – das bisherige Vorgehen ist für den zu erreichenden Effekt und angesichts der mehr als knappen Personalressourcen deutlich zu aufwändig – diese hohe Hürde führt ‑auch- dazu, tendenziell von Sanktionen abzusehen.
Einig war man sich auch in dem Punkt, dass es vorrangig um Ermöglichung und bedarfsgerechte Unterstützung gehen muss, nicht um Sanktion an und für sich. Aber es gibt Leistungsbeziehende, bei denen es deutlich ist, dass es lediglich das Interesse gibt, die Unterstützungsleistung entgegen zu nehmen (und bspw. schwarz zu arbeiten) – das sind wenige, aber deshalb wichtige Fälle, weil sie im Alltag der IFK auch bearbeitbar sein müssen. - Das Instrument „Einstiegsgeld“ ist für das Gelingen von Übergängen in Arbeit sehr hilfreich – abhängig von der Situation im Einzelfall (etwa zu erwartendes Monatsgehalt, Fahrtstrecke, Zusatzkosten wg. Arbeitsaufnahme, …) ermöglicht das Instrument sehr kostengünstig, Abbrüche in den ersten Monaten zu verringern (etwa weil die Lücke zwischen Auslaufen der SGB II-Leistung und erster Zahlung des Gehaltes ansonsten durch zusätzliche Schuldenaufnahme geschlossen werden muss – damit die Gesamtverschuldung ansteigt und bei einer vorzeitigen Beendigung die nächste Arbeitsaufnahme erschwert oder weil in dem aufregenden Zeitraum kurz vor Arbeitsaufnahme die Zusatzkosten (bspw. Kauf einer ÖPNV-Monatskarte, ordentlichen Schuhwerks/Kleidung etc.) die Arbeitsaufnahme erschwert oder auch so stark belastet, dass daran zum Schluss gezweifelt wird.
Die Höhe ist auf den Regelsatz begrenzt, und es sollte im Jobcenter ein unbürokratisches Verfahren geben, dieses im Einzelfall zu bewilligen. Es ist zudem nur EIN Instrument für die Unterstützung eines gelingenden Übergangs in Arbeit – weitere wären bspw. das Übergangscoaching, … - Ein dritter Diskussionsstrang nimmt die weitere Entwicklung in den Blick: Angesichts der Erfahrungen in den Modellvorhaben, den Entwicklungen bei der Gewinnung von Fachpersonal in allen sozialen Bereichen (und weiteren Wirtschaftsfeldern auch) sowie der tendenziell enger werdenden Budgets in den verschiedenen sozialen Sicherungsfeldern bzw. Feldern der Daseinsvorsorge wird der Aufbau einer kommunal verorteten Beratungs- und Unterstützungsstruktur (sowie geeigneter Anlaufstellen) „aus einer Hand“ notwendig: Kinderbetreuung, gute Schulausbildung (in einer guten Schulinfrastruktur), geeignete Mobilität, Zugang zu Gesundheitsleistungen und Jugendhilfeleistungen. Leistungen für anerkannt Schwerbehinderte sowie Arbeitsmarktunterstützungsleistungen bis hin zu Gründerzentren, die unterstützen, auch Kleingründungen zum Gelingen (oder zum Abraten einer Gründung) zu bringen, … sind in der Kommune zu organisieren – dort leben auch die Menschen, deren Teilhabe und Arbeitsbeteiligung zukünftig noch dringender gebraucht wird.
Solche Prozesse anzustoßen ist mehr als komplex – Jobcenter sind hier (genau wie andere kommunale Einrichtungen aber auch Freie Träger und auch Unternehmenszusammenschlüsse) gefragt, initiativ und treibend tätig zu werden. Solche Prozesse können gelingen.
Die Engführung nur auf die eigene „Säule“ reicht jetzt schon nicht aus und in Zukunft noch viel weniger. Jobcenter aber bräuchten dafür auch eine Ermutigung und Ausstattung, sich (noch mehr) zu engagieren. Es braucht aber auch die Beweglichkeit der anderen „Ämter“ und zuständigen Stellen, von der Lösung her zu denken und zu arbeiten und nicht nur in der Engführung des eigenen begrenzten Auftrags.
Wichtigste Ergebnisse
- Die Teilnehmenden an den rehapro-Projekten waren weitgehend motiviert.
- Trotz vorhandener Motivation waren nicht alle Teilnehmenden in der Lage, sich in der Intensität in die Projektarbeit einzubringen, wie es wünschenswert gewesen wäre.
- Motivation als Synonym für Veränderungsbereitschaft? Hier wurde die Erfahrung gemacht, dass es trotz vorhandener Motivation für viele Teilnehmenden schwer war, ins Tun zu kommen. Dieser oft schwierige Schritt musste von den Projektmitarbeiter/-innen in der Regel sensibel unterstützt werden.
- Motivation / Veränderungsbereitschaft lassen sich unterstützen.
Erfolgsfaktoren dafür sind insbesondere:
- personelle Stabilität beim Projektteam; feste Ansprechperson für TN
- jederzeitige Erreichbarkeit der festen Ansprechperson für TN
- Vertrauensbeziehung zwischen TN und fester Ansprechperson
- Heterogenität der TN zu berücksichtigen bedeutet hohe Individualität in der Projekt-umsetzung
- TN-interessengeleitetes Arbeiten
- TN bestimmen selbst was, wann, wie, wie häufig und in welchem Tempo gemacht wird, d.h. selbstbestimmtes Handeln und Entscheiden sind wichtig (wird damit auch trainiert)
- hohe Attraktivität des Projektes für die TN.
- Gruppenangebote sind wichtig, denn sie fördern
- Motivation
- Prozessdynamik (inkl. ein Stück weit „sozialer Kontrolle“)
- soziale Teilhabe für die TN.
- Motivation schafft Verbindlichkeit: Das bedeutet, wer motiviert ist, nutzt auch die mit dem rehapro-Projekt geschaffenen Möglichkeiten. Druck / Sanktionen u. ä. erübrigen sich damit.
- In der rehapro-Praxis wurden offenbar unterschiedliche Herangehensweisen genutzt:
- Arbeiten mit Mindeststandards: TN mussten diese erfüllen (z. B. mind. Wahrnehmung eines Termins innerhalb eines bestimmten Zeitraumes; Teilnahme an mind. einem Kurs etc.)
Nach dem Motto: Wer A sagt, muss auch B sagen.
- Arbeiten mit Mindeststandards: TN mussten diese erfüllen (z. B. mind. Wahrnehmung eines Termins innerhalb eines bestimmten Zeitraumes; Teilnahme an mind. einem Kurs etc.)
-
- Totale Freiwilligkeit: Es war unproblematisch, wenn sich TN auch eine Auszeit genommen haben oder zeitweilig „abgetaucht“ sind – die meisten sind irgendwann ins Projekt zurückgekehrt
Das war im betreffenden Projekt Teil des Erlernens von Selbstbestimmung und Übernahme von Eigenverantwortung.
- Totale Freiwilligkeit: Es war unproblematisch, wenn sich TN auch eine Auszeit genommen haben oder zeitweilig „abgetaucht“ sind – die meisten sind irgendwann ins Projekt zurückgekehrt
Wichtigste Ergebnisse
Am Thementisch ging es um die Frage, wie auf effizientem Weg (d.h. mit möglichst geringem Aufwand) eine möglichst große Breitenwirkung bei gleichzeitiger thematischer Passung von Kooperationen erreicht werden kann. Folgende Ideen wurden genannt:
- als rehapro-Projekt in bestehenden Gremien oder Netzwerken aktiv werden, z.B.
- SPDI,
- Arbeitskreise von Trägern der freien Wohlfahrtspflege auf öffentlicher / kommunaler Ebene
- eher bestehende Recherchen und Übersichten zu lokalen Akteuren und ihren Angeboten nutzen als selbst recherchieren – das heißt auch: eher etwas mehr Zeit investieren in die Recherche bestehender Übersichten / Netzwerkkataloge, als sofort selbst mit dem Zusammentragen beginnen! Mögliche Institutionen, die nach Erfahrung der Projekte ggf. bereits über entsprechende Übersichten verfügen, sind:
- Träger der freien Wohlfahrtspflege
- Quartiersmanagement
- SPZ
- Gesundheitsamt (für Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention)
- Abteilung für Inklusion beim Landkreis / Stadt
- Beratungsführer der Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V. dajeb.de (für Beratungsstellen)
- Falls ein eigener Netzwerkkatalog/-atlas online erstellt wird: Plug-In implementieren, durch das die enthaltenen Links kontinuierlich auf Aktualität geprüft werden, um den Aufwand für die laufende Pflege zu minimieren.
- Das Projekt sichtbar und bekannt machen, damit im besten Fall andere Akteure auf das Projekt zukommen. Dazu gehören
- Pressearbeit
- Organisation bzw. Beteiligung an öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen, z.B. Ehrenamtstag, Tag der Inklusion (Veranstaltung des JC)
Wichtigste Ergebnisse
Unter Bezug auf die vorgestellten Ergebnisse der Literaturrecherche und dem dabei verwendeten Filter, nur solche Studien zu berücksichtigen die ein Kontrollgruppen-Design aufwiesen:
-
- Kontrollgruppen lassen sich nur schwer umsetzen
- Motivation der Kontrollgruppen-TN schwierig aufrecht zu erhalten
- Wenn bspw. wie in einem konkreten Fall die Zugangsvoraussetzung für die Projektteilnahme eine hohe Arbeitsmotivation ist, dann schickt man damit motivierte Personen in eine Gruppe in der nicht (bzw. dasselbe wie bislang) geschieht und trägt zu deren Demotivation bei => ethische Überlegungen führten zum Abbruch der Kontrollgruppe
Im Folgenden wurden die spezifischen Aspekte, die bei der Arbeit mit psychisch beeinträchtigten Teilnehmenden zu beachten sind, heraus gearbeitet:
-
- Es braucht immer irgendeine Form von Kümmerern / Lots*innen / Coach*in
- Das Thema „Arbeit“ hat nicht immer die höchste Priorität im Laufe der Begleitung
- Wenn die Begleitung gut läuft, kommen TN irgendwann selber und priorisieren das Thema “Arbeit“ wieder
- Eine Weiterbildung von IFK/PAP reicht nicht aus, es braucht eine qualifizierte Clearingstelle zur Identifikation der Zielgruppe und deren Herausforderungen
- fallweise soll die psychische Einschränkung vor Arbeitgebenden geheim gehalten werden, was in der Begleitung besondere Herausforderungen mit sich bringen kann
- Beteiligung der Betroffenen in der Ausgestaltung der Begleitung wichtig
- der Angebote alternative Umsetzungsformen vorsehen, um individuellen Bedarfen und Grenzen gerecht werden zu können (bspw. sind Gruppenansätze nicht für jede Teilgruppe zielführend)
Hinweis auf das ESF+ geförderte Modellprojekt be partner aus Berlin, das Jobsuchende mit Behinderungen, Unternehmen und Jobcenter zusammenbringt; siehe https://www.be-partner-berlin.de (öffnet in einem neuen Fenster / Tab)
Impressionen










