Dia­log­fo­rum
"Job­cen­ter im Pra­xis­trans­fer"

Ber­lin, 31. Janu­ar 2024

Am 31. Janu­ar 2024 haben sich Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter von Modell­vor­ha­ben aus dem Bun­des­pro­gramm reh­apro, die durch den For­schungs­ver­bund reh­apro wis­sen­schaft­lich beglei­tet wer­den, Lei­tungs­kräf­te der betei­lig­ten Job­cen­ter sowie von Fach­re­fe­ra­ten des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Arbeit und Sozia­les (BMAS) und der Bun­des­agen­tur für Arbeit (BA) zum 3. Fach­fo­rum „Dia­log­fo­rum Job­cen­ter im Pra­xis­trans­fer“ getrof­fen. Zen­tra­les Anlie­gen der Ver­an­stal­tung war der Aus­tausch über prak­tisch wirk­sa­me Ansät­ze und Vor­ge­hens­wei­sen der reh­apro-Pro­jek­te sowie die Mög­lich­kei­ten und Gren­zen, die­se auch außer­halb der Modell­för­de­rung zu imple­men­tier­ren. Kon­kret soll­te es hier­bei auch dar­um gehen, Anfor­de­run­gen an und Bedin­gun­gen für mög­li­che Ver­ste­ti­gungs­be­mü­hun­gen zu dis­ku­tie­ren.

Der For­schungs­ver­bund reh­apro setzt sich aus den fol­gen­den Part­nern zusam­men:

ism Logo

Doku­men­ta­ti­on des Dia­log­fo­rums

Begrü­ßung

Die Ver­an­stal­tung begann mit einer kur­zen Begrü­ßung durch Frau Dr. Kri­wo­luz­ky (SÖSTRA) und einer Dar­le­gung des Tages­ab­laufs. Der For­schungs­ver­bund besteht aus vier For­schungs­in­sti­tu­ten: dem ism aus Mainz, dem ITA aus Kai­sers­lau­tern, der Lawaetz-Stif­tung aus Ham­burg und der SÖSTRA GmbH aus Ber­lin. Zusam­men beglei­ten die Insti­tu­te ins­ge­samt 14 reh­apro-Pro­jek­te (13 JC-Pro­jek­te, 1 DRV-Pro­jekt) aus dem ers­ten und zwei­ten und bereits ein wei­te­res aus dem drit­ten För­der­auf­ruf. Betei­ligt haben sich am 31.01.2024 rund 50 Per­so­nen.

Zen­tra­les Anlie­gen der Ver­an­stal­tung war der Aus­tausch über prak­tisch wirk­sa­me Ansät­ze und Vor­ge­hens­wei­sen der reh­apro-Pro­jek­te sowie die Mög­lich­kei­ten und Gren­zen, die­se auch außer­halb der Modell­för­de­rung zu imple­men­tie­ren. Kon­kret soll­te es hier­bei auch dar­um gehen, Anfor­de­run­gen an und Bedin­gun­gen für mög­li­che Ver­ste­ti­gungs­be­mü­hun­gen zu dis­ku­tie­ren. Hier­zu soll­ten früh­zei­ti­ge Erkennt­nis­se für die wei­te­re Gestal­tung des Bür­ger­geld­ge­set­zes vor Ort in den Job­cen­tern mit einem Aus­tausch dar­über ver­bun­den wer­den, wer für die Berück­sich­ti­gung und Imple­men­ta­ti­on in den Job­center­re­gio­nen wel­che Bei­trä­ge leis­ten
soll­te.

Dies soll­te vor dem Hin­ter­grund des anste­hen­den drit­ten För­der­auf­rufs sowie den zuneh­mend aus­lau­fen­den Pro­jek­ten des ers­ten För­derf­auf­rufs gesche­hen. Ein wei­te­re wich­ti­ge Kon­text­be­din­gung des Aus­tauschs ist die festell­ba­re Zunah­me von ELB mit gesund­heit­li­chen Ein­schrän­kun­gen in den letz­ten Jah­ren. Nicht zuletzt wird der Aus­tausch auch durch die im ver­gan­ge­nen Jahr erlas­se­ne Rege­lung des Bür­ger­gelds gerahmt.

Ein­füh­rung

Nach der Begrü­ßung folg­te ein Vor­trag von Micha­el Selig­mann (ism) zu bis­he­ri­gen Erkennt­nis­sen der Wis­sen­schaft­li­chen Beglei­tung aus der Beglei­tung von reh­apro-Modell­pro­jek­ten. Ein aus­führ­li­cher Foli­en­satz liegt vor und ist die­ser Doku­men­ta­ti­on als Anhang bei­gefügt. Die vor­ge­stell­ten The­men­fel­der auf den Foli­en wur­den durch die Wis­sen­schaft­li­chen Beglei­tun­gen der Modell­pro­jek­te im Vor­feld der Ver­an­stal­tung abge­lei­tet.

Im Anschluss an den Vor­trag von Herrn Selig­mann rich­te­te sich der Fokus dar­auf, kon­kre­te prak­ti­sche Ein­bli­cke und Erkennt­nis­se aus den reh­apro-Pro­jek­ten des For­schungs­ver­bunds sowie deren Ver­ste­ti­gungs­er­for­der­nis­se zu dis­ku­tie­ren. Dies geschah durch einen mode­rier­ten Aus­tausch anhand wirk­sa­mer Bei­spie­le aus aus­ge­wähl­ten Pro­jek­ten im Rah­men zwei­er The­men­fel­der. Die­ser Aus­tausch bestand zum einen aus Kurz­im­pul­sen zu jeweils vier Unter­the­men pro The­men­feld durch Vertreter*innen der jewei­li­gen Pro­jek­te. Inner­halb die­ser Vor­trä­ge fokus­sier­ten die Vor­tra­gen­den sich auf einen oder meh­re­re exem­pla­ri­sche Bestand­tei­le ihres Pro­jekts zu einem Unter­the­ma mit einem inno­va­ti­ven Cha­rak­ter sowie die bis­he­ri­gen prak­ti­schen Erfah­run­gen und Erkennt­nis­se damit. Zum ande­ren dien­te eine Dis­kus­si­ons­run­de unter Ein­be­zug aller Anwe­sen­den im Anschluss dar­an dazu, Erfor­der­nis­se für eine erfolg­rei­che Umset­zung die­ser Pro­jekt-Aspek­te und deren Gren­zen zu dis­ku­tie­ren.

Der Fokus des ers­ten The­men­felds rich­te­te sich auf die Erkennt­nis­se der Pro­jek­te dar­über, wie eine neue Kul­tur in der Beglei­tung der Teil­neh­men­den wirk­sam gestal­tet wird. Der Fokus des zwei­ten The­men­felds lag hin­ge­gen auf den Pro­jekt-Erkennt­nis­sen zu den Rah­men­be­din­gun­gen bzw. dem Set­ting inner­halb der Job­cen­ter, die not­wen­dig sind, um eine ver­bes­ser­te Unter­stüt­zung der Ziel­grup­pe zu ermög­li­chen. Alle Bestand­tei­le las­sen sich in der Pra­xis nicht trenn­scharf von­ein­an­der abgren­zen, son­dern habe enge Bezü­ge unter­ein­an­der.

Aus vor­trags­tech­ni­schen Grün­den ist ein unter­teil­tes Vor­ge­hen gewählt wor­den. Im Ablauf soll­te es aus­drück­lich nicht um die Prä­sen­ta­ti­on ein­zel­ner Pro­jek­te gehen, son­dern um die exem­pla­ri­sche Ver­deut­li­chung der vor­ge­leg­ten Erkennt­nis­se anhand der geleb­ten Pra­xis.

Ent­spre­chend ergab sich fol­gen­der Ablauf der Ver­an­stal­tung:

The­men­feld 1: Eine ver­än­der­te Kul­tur im Umgang mit Teil­neh­men­den und Unter­neh­men prak­ti­zie­ren

The­ma I: „Selbst­be­stimmt­heit und Eigen­ver­ant­wor­tung beför­dern“, Pro­GEs, Frank­furt a.M.
The­ma II: „Ergeb­nis­of­fen beglei­ten und unter­stüt­zen“, PAN, Kreis Plön
The­ma III: „Leis­tun­gen indi­vi­du­ell aus­ge­stal­ten und bedarfs­ori­en­tiert arbei­ten“, Sanus­LE, Leip­zig
The­ma IV: „Pass­ge­nau und poten­zi­al­ge­recht inte­grie­ren“, rpE, Aachen, Heins­berg, Düren
Dis­kus­si­on – Was braucht es für eine erfolg­rei­che Ver­ste­ti­gung der Pro­jekt­an­sät­ze?

The­men­feld 2: Erfor­der­li­ches Set­ting für eine wirk­sa­me Hal­tung und Kul­tur

The­ma I: „Lot­sen-/Ca­se Manage­ment-Funk­ti­on“, GECKO, Land­kreis Ucker­mark
The­ma II: „Kom­pe­ten­zen der Coa­ches ent­wi­ckeln: Gesundheits‑, Beratungs‑, Begleit‑, Pro­zess­ge­stal­tungs­kom­pe­tenz“, V‑I-T, Keis Groß-Gerau und Darm­stadt
The­ma III: „Orga­ni­sa­ti­ons- und rechts­kreis­über­grei­fen­de Kooperation/Vernetzung“, Gesund4PunktZukunft, Land­rats­amt Orten­au­kreis
The­ma IV: „Infra­struk­tur (Räu­me, Grup­pen­an­ge­bo­te, Ein­zel­be­ra­tung, Betreu­ungs­schlüs­sel)“, GesA, Düs­sel­dorf
Dis­kus­si­on – Was braucht es für eine erfolg­rei­che Ver­ste­ti­gung der Pro­jekt­an­sät­ze?

Bei­spiel einer begon­ne­nen Ver­ste­ti­gung: Imple­men­tie­rung des Fall­ma­nage­ment mit Schwer­punkt Gesund­heit – ICh (Job­cen­ter Ost­hol­stein)

THEMA 1: "Selbst­be­stimmt­heit und Eigen­ver­ant­wor­tung beför­dern"

Pro­jekt: Pro Gesund­heit — Akti­vie­rung und Gesund­heit (Pro­GEs), Job­cen­ter Frank­furt a. M.

Refe­rent: Herr Schnepf, Pro­jekt­ko­or­di­na­tor

Erfah­run­gen und Inhal­te der Inno­va­ti­on:

  • Der Kern des Pro­jekts ist der Auf­bau eines Gesund­heits­coa­ching-Sys­tems.
  • Die­ses Sys­tem soll zum einen eine ergeb­nis­of­fe­ne Arbeit mit den Teil­neh­men­den im Rah­men einer indi­vi­dua­li­sier­ten Beglei­tung ermög­li­chen. So sind die Ange­bo­te modu­lar und nach den Bedar­fen der Teil­neh­men­den aus­ge­rich­tet. Hier­durch soll die Selbst­be­fä­hi­gung der Teil­neh­men­den, eige­ne Per­spek­ti­ven zu ent­wi­ckeln, gestärkt wer­den.
  • Zum ande­ren soll den Teil­neh­men­den ein gesund­heits­be­wuss­ter Lebens­stil ver­mit­telt wer­den, der eine gesell­schaft­lich inte­grie­ren­de Lebens­wei­se ermög­licht. Dies geschieht durch eine indi­vi­du­ell sinn­vol­le Ver­net­zung mit dem Sozi­al­raum der Teil­neh­men­den.
  • Die Maß­ga­be der Arbeit mit den Teil­neh­men­den ist eine „Kopro­duk­ti­on“ von Teilnehmer*innen und den Coa­ches mit dem Ziel, über eine gestei­ger­te Zuver­läs­sig­keit und Tages­struk­tur die Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on der Teil­neh­men­den zu ver­bes­sern.

Erkennt­nis­se:

  •  Durch die ergeb­nis­of­fe­ne und situa­ti­ve Beglei­tung bau­en die Teil­neh­men­den Ver­trau­en zu den Coa­ches auf und öff­nen sich. Die Kon­se­quenz ist, dass Teil­neh­men­de zuneh­mend mehr Infor­ma­tio­nen in die Kopro­duk­ti­on ein­brin­gen bzw. die­se akti­ver gestal­ten. Die­se Infor­ma­tio­nen kön­nen die Coa­ches wie­der­um für eine auf die Bedar­fe der Teil­neh­men­den zuge­schnit­te­ne Unter­stüt­zung nut­zen. Hier­durch ent­wi­ckeln Teil­neh­men­de Selbst­ver­trau­en und Selbst­wirk­sam­keit sowie per­sön­li­che Per­spek­ti­ven.

Erfor­der­nis­se und Gren­zen:

  • Eine erfolg­rei­che Teil­nah­me ist nur durch die Mög­lich­keit der Teil­neh­men­den denk­bar, Bedar­fe selbst äußern zu kön­nen.
  • Das Gesund­heits­coa­ching wur­de aus­schließ­lich durch das Pro­jekt­team umge­setzt, eine Umset­zung durch den Trä­ger war nicht mög­lich.
  • Der Fall­zu­gang und die Pro­jekt­um­set­zung erwie­sen sich als schwie­ri­ger als erwar­tet. Die Netz­werk­ar­beit ist aus­bau­fä­hig; vor allem die Bereit­schaft der Teil­neh­men­den, exter­ne Ange­bo­te zu nut­zen, blieb „über­schau­bar“.

THEMA 2: "Ergeb­nis­of­fen beglei­ten und unter­stüt­zen"

Pro­jekt: Poten­zi­al­ent­wick­lung für arbeits­lo­se Men­schen zur Neu­ori­en­tie­rung (PAN), Job­cen­ter Kreis Plön

Refe­ren­tin: Frau Holz­ap­fel, Team­lei­tung

Inhal­te der Inno­va­ti­on und Erfah­run­gen:

  • Das bereits abge­schlos­se­ne Pro­jekt rich­te­te sich an ELB mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und einem vor­an­ge­gan­ge­nen Auf­ent­halt in einer Tages­kli­nik.
  • Ziel des Pro­jekts war eine enge, ergeb­nis­of­fe­ne Beglei­tung der Teil­neh­men­den auf­bau­end auf den Erfol­gen in der Tages­kli­nik. Hier­durch soll eine dau­er­haf­te Sta­bi­li­sie­rung, aber nicht zwangs­läu­fig ein Über­gang in eine sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Beschäf­ti­gung erreicht wer­den. Auch das Aus­üben von Ehren­äm­tern gilt als Pro­jekt­er­folg.
  • Der Auf­bau des Pro­jekts erfolg­te modu­lar und sozi­al­raum­ori­en­tiert in vier Durch­gän­gen mit jeweils 15 Teil­neh­men­den.

Erkennt­nis­se:

  • Die kon­zep­tio­nel­le Aus­ge­stal­tung im Sozi­al­raum mit einer hohen Vari­anz der Modu­le hat eine viel­sei­ti­ge Beglei­tung der Teil­neh­men­den ermög­licht.
  • Die inter­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit im Pro­jekt­teams aus Psycholog*innen, Ergotherapeut*innen und wei­te­ren Akteu­ren schafft einen wirk­sa­men Metho­den­mix in der Zusam­men­ar­beit mit den Teil­neh­men­den.
  • Die ergeb­nis­of­fe­ne Beglei­tung ohne vor­ge­ge­be­nes Ziel ermög­licht eine Fle­xi­bi­li­tät in der Unter­stüt­zung der Teil­neh­men­den und bei den Maß­nah­men. Hier­durch wird den Teil­neh­men­den der Ver­mitt­lungs-Druck genom­men und sie kön­nen sich indi­vi­du­ell ent­fal­ten.
  • Das Grup­pen­ge­fühl in den Semi­na­ren hat das Sozi­al­ge­fü­ge gestärkt und den Teil­neh­men­den ihre regel­mä­ßi­ge Teil­nah­me erleich­tert.
  • Der ent­schei­den­de Fak­tor war das ver­trau­ens­vol­le Ver­hält­nis der Teil­neh­men­den zu ihrer jewei­li­gen Bezugs­per­son inner­halb des Pro­jekts: Das Ver­trau­en hat den Teil­neh­men­den in ihrer Per­spek­tiv­fin­dung gehol­fen.

Erfor­der­nis­se und Gren­zen:

  • Eine ziel­ge­rich­te­te Unter­stüt­zung inner­halb des Pro­jekts ist umso bes­ser mög­lich, je kla­rer die jewei­li­ge Dia­gno­se ist.
  • Für eine Pro­jekt­teil­nah­me unge­eig­net sind Per­so­nen, die neben psy­chi­schen Erkran­kun­gen Begleit­erkran­kun­gen (bspw. Sucht) auf­wei­sen.

THEMA 3: "Leis­tun­gen indi­vi­du­ell aus­ge­stal­ten und bedarfs­ori­en­tiert arbei­ten"

Pro­jekt: Sanus­LE, Job­cen­ter Leip­zig

Refe­rent: Herr Thä­nert, Pro­jekt­ko­or­di­na­tor

Inhal­te der Inno­va­ti­on und Erfah­run­gen:

  • Das Pro­jekt Sanus­LE baut auf zwei Bau­stei­nen auf: einer inten­si­ven Beglei­tung der Teil­neh­men­den durch die Coa­ches eines spe­zi­el­len reh­apro-Teams im Job­cen­ter Leip­zig und der Ver­mitt­lung der Teil­neh­men­den in eine Maß­nah­me zur Gesund­heits­för­de­rung, die von einem exter­nen Trä­ger ange­bo­ten wird.
  • Die Coa­ches haben eine Küm­me­rer- und Lot­sen­funk­ti­on, sie zei­gen den Teil­neh­men­den Optio­nen und Mit­tel auf, um im Sin­ne der „Hil­fe zur Selbst­hil­fe“
    eigen­stän­dig ihre gesund­heit­li­che Situa­ti­on zu ver­bes­sern.
  • Bei Bedarf ver­mit­teln die Coa­ches in ent­spre­chen­de Ange­bo­te von Netz­werk­part­nern. Die Ange­bo­te bie­ten den Teil­neh­men­den eine gro­ße Band­brei­te
    an Optio­nen der gesund­heit­li­chen Beglei­tung. Zur Über­sicht dient eine Netz­werk­kar­te, die regel­mä­ßig aktua­li­siert wer­den muss.

Erkennt­nis­se:

  • Die Frei­wil­lig­keit ist der zen­tra­le Kern des Pro­jekts: Durch die inten­si­ve Beglei­tung wer­den die Teil­neh­men­den moti­viert, eine Ver­än­de­rungs­be­reit­schaft auf­zu­bau­en und eigen­stän­dig Initia­ti­ve zu ergrei­fen. Es wird kein kon­kre­tes Ziel vor­ge­ge­ben; es geht viel­mehr dar­um, die Selbst­wirk­sam­keit der Teil­neh­men­den zu stär­ken.

Erfor­der­nis­se und Gren­zen:

  • Der ursprüng­lich ange­streb­te Betreu­ungs­schlüs­sel von 1:75 war sehr ambi­tio­niert, effek­tiv liegt er bei einem Ver­hält­nis von 1:100. Dies hat­te Abstri­che in der Inten­si­tät der Beglei­tung der Teil­neh­men­den zur Kon­se­quenz.
  • Nicht alle poten­zi­el­len Teil­neh­men­den kom­men mit der Frei­wil­lig­keit des Pro­jekts zurecht; ver­ein­zelt kön­nen sich Inter­es­sier­te nicht zu einer Teil­nah­me moti­vie­ren
  • Das Pro­jekt wird inner­halb des Job­cen­ters nur teil­wei­se aner­kannt. Die Mit­ar­bei­ten­den des Job­cen­ters ver­ste­hen und akzep­tie­ren nur bedingt, dass das
    Pro­jekt im Rah­men des SGB II einen ande­ren Ansatz prak­ti­ziert.

THEMA 4: "Pass­ge­nau und poten­zi­al­ge­recht inte­grie­ren"

Pro­jekt: reh­apro Eure­gio (rpE), Job­cen­ter Städ­te­Re­gi­on Aachen, Job­cen­ter Heins­berg, job­com Düren

Refe­rent: Herr Wie­mer, Pro­jekt­lei­ter Ver­bund­pro­jekt

Inhal­te der Inno­va­ti­on und Erfah­run­gen:

  • Ziel­grup­pe des Pro­jekts sind ELB mit diver­sen For­men gesund­heit­li­cher Ein­schrän­kung und einem erkenn­ba­ren Ver­än­de­rungs­wil­len.
  • Der Kern des Pro­jekts ist eine poten­zi­al­ori­en­tier­te Ver­mitt­lung im Sin­ne eines Work-First-Ansat­zes inklu­si­ve eines Coa­chings durch die soge­nann­ten Job-Coa­ches vor und nach der Arbeits­auf­nah­me. Im Vor­der­grund ste­hen die Poten­zia­le der Teil­neh­men­den, nicht deren Hemm­nis­se.
  • Wich­ti­ger Bestand­teil ist das Netz­werk an Pro­jekt­part­nern bestehend aus einem Input­ge­ber, einem beruf­li­chen wie auch einem medi­zi­ni­schen Trä­ger, der Sucht­hil­fe, dem IFD und einem inte­grier­ten Arbeit­ge­ber­ser­vice in Form von Betriebsakquisiteur*innen.

Erkennt­nis­se:

  • Die poten­zi­al- und gesund­heits­ori­en­tier­te Aus­rich­tung hat eine neue Sicht­wei­se auf die Men­schen in Leis­tungs­be­zug zur Kon­se­quenz. Durch das Ver­trau­en, das den Teil­neh­men­den ent­ge­gen­ge­bracht wird, ent­wi­ckeln auch die­se eine neue Per­spek­ti­ve auf das Job­cen­ter.
  • Die Zusam­men­ar­beit der Part­ner ermög­licht es durch Pro­fil­ing und eine beruf­li­che Erpro­bung die Poten­zia­le der Teil­neh­men­den zu erken­nen und ent­spre­chend zu ver­mit­teln.
  • Durch die Anwen­dung von Bestand­tei­len aus dem Kon­zept des Job­car­vings wer­den Stel­len auf die Poten­zia­le der Teil­neh­men­den zuge­schnit­ten. Eine wich­ti­ge Rol­le kommt hier­bei dem IFD, der im Pro­jekt für alle Teil­neh­men­den unab­hän­gig vom GdB han­deln konn­te, zugu­te.
  • Ent­schei­dend ist zudem die Poten­zi­al­prä­mie, die Arbeitgeber*innen für geschaf­fe­ne Arbeits­plät­ze erhal­ten.

Erfor­der­nis­se und Gren­zen:

  • Für das aus­gie­bi­ge Pro­fil­ing und Assess­ment ist ein Ver­trau­en der Teil­neh­men­den nötig.
  • Anpas­sun­gen des Arbeits­plat­zes (bspw. räum­li­che Anpas­sun­gen) sind teil­wei­se mit einem hohen Auf­wand ver­bun­den.
  • Es war eine erheb­lich inten­si­ve­re Betreu­ung der Teil­neh­men­den als geplant not­wen­dig. Dies hat­te eine gerin­ge­re Anzahl an Teil­neh­men­den zur Kon­se­quenz.

Im Anschluss an die Kurz­vor­trä­ge fand eine Dis­kus­si­on über die Erfor­der­nis­se und (aktu­el­len) Gren­zen für eine erfolg­rei­che Wei­ter­füh­rung der ver­schie­de­nen Pro­jekt­an­sät­ze statt.

Erfor­der­nis­se und Gren­zen im Pro­jekt „rpE“ (Städ­te­re­gi­on Aachen):

Die Betreu­ung im Rah­men des §16k weist gro­ße Über­schnei­dun­gen zum Ansatz des Pro­jekts rpE auf. Zum Zeit­punkt die­ser Doku­men­ta­ti­on erfol­gen an allen drei Job­cen­ter-Stand­or­ten des Pro­jekts kon­kre­te kon­zep­tio­nel­le Vor­be­rei­tun­gen mit Blick auf eine zukünf­ti­ge Umset­zung von in rpE bewähr­ten Arbeits­an­sät­zen.

Um Poten­zia­le der ELB zu erken­nen ist die wich­tigs­te Rah­men­be­din­gung aus­rei­chend Zeit, was jedoch im Kon­trast zur aktu­ell ange­scho­be­nen Job-Tur­bo-Kam­pa­gne des BMAS steht. Um eine Umset­zung des Pro­jekt­an­sat­zes zu ermög­li­chen, ist eine Erwei­te­rung des Auf­ga­ben­felds des IFD not­wen­dig, damit die­ser Anpas­sun­gen des Arbeits­plat­zes auch für Men­schen ohne GdB 50 und höher (oder Gleich­ge­stell­te) vor­neh­men kann. Not­wen­dig ist zudem auch zukünf­tig eine Inte­gra­ti­on der im Pro­jekt erprob­ten zeit­na­hen, betriebs­ori­en­tier­ten medi­zi­ni­schen Dienst­leis­tun­gen (Pro­fil­ing, Beglei­tung).

Erfor­der­nis­se und Gren­zen im Pro­jekt „PAN“ (Plön):

Die Über­nah­me des Pro­jekts ins Regel­ge­schäft kämpft bis­her an den unzu­rei­chen­den Inte­gra­ti­ons­bud­gets des SGB II. Ent­schei­den­de Rah­men­be­din­gung für eine dau­er­haf­te Imple­men­tie­rung ist dabei die grund­sätz­li­che poli­ti­sche Prio­ri­tä­ten­set­zung: Gilt der Fokus nahe­zu aus­schließ­lich schnel­len Inte­gra­tio­nen oder wer­den bestimm­te Per­so­nen­grup­pen berück­sich­tigt? Eine Über­tra­gung des Pro­jekts in das Regel­ge­schäft ist zudem unter den bis­he­ri­gen Ver­ga­be-Richt­li­ni­en nur schwie­rig mög­lich, da es einer län­ger­fris­ti­gen und ver­läss­li­chen Zusam­men­ar­beit mit dem glei­chen Per­so­nal bedarf. Hier ist eine Anpas­sung
der Ver­ga­be­vor­ga­ben not­wen­dig.

Erfor­der­nis­se im Pro­jekt „Geh­Vor“ (Hal­le):

Die ent­schei­den­de Rah­men­be­din­gung des Pro­jekts „Geh­Vor“ in Hal­le ist eben­falls die Finan­zie­rung. Denk­bar ist eine Wei­ter­füh­rung des Pro­jekt­an­sat­zes im Rah­men des §16k. Bis­her fehlt hier­für jedoch die ent­spre­chen­de Finan­zie­rung. Anzu­neh­men ist, dass dies im Rah­men der zukünf­tig schrump­fen­den Bud­gets der Job­cen­ter noch schwie­ri­ger wird. Vor die­sem Hin­ter­grund ist für das Job­cen­ter Hal­le aktu­ell nur die Fort­füh­rung des Pro­jekts als „Light-Vari­an­te“ vor­stell­bar.

Erfor­der­nis­se im Pro­jekt „Gesund4PunktZukunft“ (Orten­au):

Ähn­lich wie in Plön ist auch in Orten­au die Fra­ge nach einem Hal­tungs- und Para­dig­men­wech­sel inner­halb der Job­cen­ter Rich­tung Sozi­al­ar­beit der ent­schei­den­de Fak­tor für eine Ver­ste­ti­gung: Im Gegen­satz zu der rei­nen Ver­mitt­lungs­ar­beit wür­de eine wei­ter­ge­fass­te Aus­rich­tung dem Per­so­nen­kreis von Men­schen mit gesund­heit­li­chen Ein­schrän­kun­gen nach­hal­tig wei­ter­hel­fen. Eine ent­spre­chen­de Umset­zung schei­ter­te bis­her an dem finan­zi­el­len Mehr­auf­wand, den die­se Aus­rich­tung bedeu­ten wür­de.

THEMA 1: "Lot­sen-/Ca­se Manage­ment-Funk­ti­on"

Pro­jekt: Gesund­heits­coa­ching und ‑koope­ra­ti­on im Job­cen­ter Ucker­mark (GECKO), Land­kreis Ucker­mark

Refe­rent: Herr Thews, Pro­jekt­ko­or­di­na­tor

Inhal­te der Inno­va­ti­on und Erfah­run­gen:

  • Ziel des Pro­jekts ist die Sta­bi­li­sie­rung des gesund­heit­li­chen Zustands von ELB mit gesund­heit­li­chen Ein­schrän­kun­gen.
  • Der inno­va­ti­ve Kern des Pro­jekts besteht in der dia­lo­gi­schen Hal­tung der zwei Gesund­heits­coachs im Rah­men ihrer Lots­en­tä­tig­keit: Die Zusam­men­ar­beit mit den Coachs und die ent­spre­chen­den Metho­den der Beglei­tung rich­ten sich nach den Bedar­fen der Teil­neh­men­den. Zudem nut­zen die Coachs gesund­heits­för­dern­de Ange­bo­te von Netz­werk­part­nern, in die sie die Teil­neh­men­de ver­mit­teln und sie im Rah­men auf­su­chen­der Arbeit bei Bedarf auch beglei­ten.
  • Dies wird durch das zwei­te Stand­bein des Pro­jekts, den Auf­bau eines funk­tio­nie­ren­den Netz­werks von Akteu­ren im Gesund­heits­sek­tor, ermög­licht. Hier­zu wur­de ein Netz­wer­k­at­las erstellt, der den Teil­neh­men­den eine Über­sicht mit allen rele­van­ten Akteu­ren und Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­ten bie­tet. Regel­mä­ßi­ge Stamm­ti­sche mit inter­es­sier­ten Akteu­ren in der Hil­fe­land­schaft und Netz­werktref­fen die­nen dem Auf­bau einer part­ner­schaft­li­chen Zusam­men­ar­beit.

Erkennt­nis­se:

  • Die indi­vi­du­el­le und dia­lo­gi­sche Beglei­tung ermög­licht den Teil­neh­men­den, ihre Pro­ble­me zu erken­nen und Schrit­te zur Lösung der Pro­ble­me anzu­ge­hen: Die Teil­neh­men­den füh­len sich ernst genom­men und bau­en Ver­trau­en zu den Coachs auf. Das auf­ge­bau­te Ver­trau­en erleich­tert eine gemein­sa­me Arbeit an den Pro­ble­men der Teil­neh­men­den.

Erfor­der­nis­se und Gren­zen:

  • Zudem sind nur begrenzt (kos­ten­lo­se) medi­zi­ni­sche Ange­bo­te für die Teil­neh­men­den im Land­kreis vor­han­den.
  • Eine Aus­wer­tung der Nut­zung der gesund­heits­för­dern­den Ange­bo­te zeigt, dass die Teil­neh­men­den sich in den Maß­nah­men größ­ten­teils wohl füh­len, auch wenn der gesund­heit­li­che Ver­bes­se­rungs­ef­fekt über­schau­bar bleibt.

THEMA 2: "Kom­pe­ten­zen der Coa­ches ent­wi­ckeln: Gesundheits‑, Beratungs‑, Begleit‑, Pro­zess­ge­stal­tungs­kom­pe­tenz"

Pro­jekt: Ver­net­zung — Inter­ak­ti­on — Teil­ha­be (V‑I-T), Kom­mu­na­les Job­cen­ter Kreis Groß-Gerau & Job­cen­ter Darm­stadt

Refe­ren­tin: Frau Weis, Gesund­heits­coach

Erfah­run­gen und Inhal­te der Inno­va­ti­on

  • Die Ziel­grup­pe des Pro­jekts sind ELB mit psy­chi­schen Ein­schrän­kun­gen und/oder Abhän­gig­keits­er­kran­kun­gen ab dem 25. Lebens­jahr.
  • Ziel des Ver­bund­pro­jekts ist es, Koope­ra­tio­nen der bei­den Job­cen­ter in den jewei­li­gen Regio­nen und Sozi­al­räu­men zu eta­blie­ren.
  • Der inno­va­ti­ve Kern des Pro­jekts ist die Bera­tung und Beglei­tung aus einer Hand: Die Res­sour­cen­ori­en­tier­te, bedarfs­ori­en­tier­te und sys­te­mi­sche Hal­tung der Coachs rückt die indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se der Teil­neh­men­den in den Fokus.
  • Wei­te­re Bestand­tei­le des Pro­jekts sind nied­rig­schwel­li­ge sozi­al­räum­li­che Ange­bo­te und Gesund­heits­kur­se.

Erkennt­nis­se

  • Durch den Pro­jekt­an­satz wer­den neue Wege in der Unter­stüt­zung der Ziel­grup­pe gegan­gen: Die indi­vi­du­el­le und offe­ne Beglei­tung ermög­licht es, sich auf die Bedar­fe der Teil­neh­men­den ein­zu­las­sen. Die ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven erlau­ben es, indi­vi­du­ell pas­sen­de Lösung für die Ziel­grup­pe zu fin­den.

Erfor­der­nis­se und Gren­zen

  • Die zen­tra­le Umset­zungs­be­din­gung ist die Ent­wick­lung rele­van­ter Kom­pe­ten­zen der Bera­tungs­teams, bestehend aus Gesund­heits­coa­ches und einem Arbeits­markt­ex­per­ten, unter­stützt durch psy­cho­lo­gi­sche und medi­zi­ni­sche Exper­ti­se, sowie ein kon­struk­ti­ver inter­dis­zi­pli­nä­rer Aus­tausch unter­ein­an­der. Neben einer res­sour­cen-ori­en­tier­ten Arbeit im gesam­ten Job­cen­ter braucht es zum Kom­pe­tenz­auf­bau die Mög­lich­keit Erfah­run­gen zu sam­meln mit Reflek­ti­on, Zeit, Ideen sowie Wei­ter­bil­dung zum The­ma sys­te­mi­sches Coa­ching.
  • Eine erfolg­rei­che Umset­zung des Ansat­zes gelingt mit aus­rei­chend Zeit in der Zusam­men­ar­beit mit den Teil­neh­men­den und einem guten Stan­ding des Pro­jekts inner­halb des Job­cen­ters sowie einer unter­stüt­zen­den Hal­tung der Bereichs­lei­tung und der Geschäfts­füh­rung.
  • Erfor­der­lich ist zudem eine offe­ne, inter­es­sier­te, wert­schät­zen­de Hal­tung gegen­über den Teil­neh­men­den sowie das Schaf­fen einer Ver­trau­ens­ba­sis. Die Ver­trau­ens­ba­sis bedarf der Pfle­ge und Regel­mä­ßig­keit. Vor­ge­fer­tig­te Mus­ter­lö­sun­gen sind oft nicht hilf­reich. Es braucht Hil­fe zur Selbst­hil­fe.
    Eben­so wich­tig ist die Ein­bin­dung in ein Hil­fe­sys­tem (Kennt­nis­se und Kon­tak­te).

THEMA 3: "Orga­ni­sa­ti­ons- und rechts­kreis­über­grei­fen­de Koope­ra­ti­on / Ver­net­zung"

Pro­jekt: Gesundheit4PunktZukunft, Land­rats­amt Orten­au­kreis

Refe­rent: Herr Wenk, Pro­jekt­lei­ter

Erfah­run­gen und Inhal­te der Inno­va­ti­on

  • Ziel des Pro­jekts ist es, die Gesund­heits­kom­pe­ten­zen von 200 durch Krank­heit belas­te­te Fami­li­en zu ver­bes­sern; Krank­heit wirkt sich auf das gesam­te Sys­tem aus.
  • Der inno­va­ti­ve Kern des Pro­jekts besteht in einem ganz­heit­li­chen Bera­tungs­kon­zept, wel­ches die gesam­te Bedarfs­ge­mein­schaft berück­sich­tigt und somit eine Fami­li­en­un­ter­stüt­zung auf sys­te­mi­scher Ebe­ne ermög­licht.
  • Hier­für wur­de eine rechts­kreis- und insti­tu­tio­nen­über­grei­fen­de Koope­ra­ti­on des Job­cen­ters u.a. mit dem Jugend­amt und dem Amt für sozia­le und psy­cho­lo­gi­sche Diens­te geschaf­fen.
  • Das Bera­tungs­kon­zept wird durch fünf Coa­ches (zwei aus dem Job­cen­ter und drei von dem betei­lig­ten Trä­ger Agi­lE­vent) umge­setzt. Geplant ist zudem der Auf­bau einer Netz­werk­kar­te.

Erkennt­nis­se

  • Die Koope­ra­ti­on zwi­schen Job­cen­ter und Trä­ger bewirkt eine Erwei­te­rung der Bera­tungs­kom­pe­ten­zen der Coa­ches. Die­se enge Zusam­men­ar­beit „auf Augen­hö­he“ ermög­licht gemein­sa­me Fall­be­spre­chun­gen und die Ent­wick­lung einer gemein­sam erar­bei­te­ten Per­spek­ti­ve für die Fami­li­en.
  • Das Pro­jekt­team über­nimmt die Kon­takt­auf­nah­me zu Netz­werk­ak­teu­ren für die Teil­neh­men­den. Hier­durch steigt die Wahr­schein­lich­keit, die Teil­neh­men­den dort­hin ver­mit­teln zu kön­nen, da die Pro­jekt­mit­ar­bei­ten­den oft­mals hart­nä­cki­ger bei den Insti­tu­tio­nen „nach­ha­ken“ als Teil­neh­men­de dies tun wür­den.

Erfor­der­nis­se und Gren­zen

  • Die Ver­ein­ba­rung der Arbeits­wei­sen der ver­schie­de­nen Pro­jekt-Insti­tu­tio­nen erweist sich als sehr auf­wän­dig. Hier ist ein geson­der­tes Maß an Pro­jekt­ko­or­di­na­ti­on not­wen­dig.
  • Dem Pro­jekt­team ist nicht immer bewusst, wo die Gren­zen der Zustän­dig­kei­ten der ein­zel­nen Pro­jekt-Mit­ar­bei­ten­den aus den unter­schied­li­chen Insti­tu­tio­nen lie­gen.
  • Für die opti­ma­le Unter­stüt­zung der auf­su­chen­den Arbeit der Coa­ches ist ein gro­ßes Netz­werk von Nöten. Durch die auf­su­chen­de Arbeit sehen Coa­ches vie­les, das nicht ins unmit­tel­ba­re Auf­ga­ben­ge­biet fällt, daher ist die Ein­bin­dung der Jugend­hil­fe und des Sozi­al­amts von beson­de­rer Bedeu­tung.
  • Die unter­stütz­ten Fami­li­en bewe­gen sich in unter­schied­li­chen Hilfs­an­ge­bo­ten, nicht zwin­gend in unter­schied­li­chen Rechts­krei­sen. Eine voll­um­fäng­li­che Unter­stüt­zung ist nur denk­bar, wenn ent­spre­chen­de Ver­sor­gungs­lü­cken geschlos­sen wer­den.
  • Bis­her for­mal eta­blier­te Koope­ra­tio­nen im Netz­werk wer­den ope­ra­tiv nur bedingt umge­setzt.

THEMA 4: "Infra­struk­tur (Räu­me, Grup­pen­an­ge­bo­te, Ein­zel­be­ra­tung, Betreu­ungs­schlüs­sel)"

Pro­jekt: Gesund und Aktiv — aus einer Hand (GesA), Job­cen­ter Düs­sel­dorf

Refe­ren­tin: Frau Wie­den­haupt, Pro­jekt­lei­te­rin

Erfah­run­gen und Inhal­te der Inno­va­ti­on

  • Im Rah­men des Pro­jekts wur­de eine Zusam­men­ar­beit der Job­cen­ter Düs­sel­dorf und Mett­mann sowie dem Gesund­heits­amt der Stadt Düs­sel­dorf in einem eigens ange­mie­te­ten „Gesund­heits­haus“ geschaf­fen. Ziel ist es, Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te aus einer Hand und unter einem Dach für Per­so­nen mit kom­ple­xen gesund­heit­li­chen Ein­schrän­kun­gen anzu­bie­ten.
  • Teil die­ser Infra­struk­tur sind zudem ein Pro­jekt­ca­fé, ein Bewe­gungs­raum sowie ein Medi­en­raum.
  • Der inno­va­ti­ve Kern des Pro­jekts ist die eng­ma­schi­ge und wert­schät­zen­de Beglei­tung der Teil­neh­men­den in einem gemein­sa­men Team, an einem Ort. Zudem ermög­licht die­se Zusam­men­ar­beit, Netz­werk­part­ner und ‑Ange­bo­te zu bün­deln. Den Teil­neh­men­den wer­den bis­lang sehr viel­fäl­ti­ge Gesund­heits­an­ge­bo­te (z.B. Ent­span­nungs­trai­ning und Ernäh­rungs­be­ra­tung), Krea­tiv­an­ge­bo­te und The­men­ver­an­stal­tun­gen ange­bo­ten sowie die Unter­stüt­zung bei der Job­su­che an einem Ort ermög­licht.

Erkennt­nis­se

  • Die räum­li­che Ver­zah­nung ermög­licht eine mul­ti­pro­fes­sio­nel­le Betrach­tung und Beglei­tung der Teil­neh­men­den. Die Abstim­mun­gen inner­halb des Teams bspw. in Fall­be­spre­chun­gen wer­den durch „kur­ze Wege“ ver­ein­facht.

Erfor­der­nis­se und Gren­zen

  • Die umfas­sen­de Beglei­tung der Teil­neh­men­den durch meh­re­re Akteu­re und aus ver­schie­de­nen Blick­win­keln erfor­dert viel Zeit und ent­spre­chen­de Bera­tungs­an­ge­bo­te.
  • Auch die Kran­ken­kas­sen pro­fi­tie­ren direkt von der Pro­jekt­ar­beit. Eine ver­stärk­te Unter­stüt­zung wäre wün­schens­wert.
  • Zudem wäre eine deut­lich aus­ge­wei­te­te Zusam­men­ar­beit auf kom­mu­na­ler Ebe­ne– bspw. mit Psycholog*innen des Gesund­heits­amts, die Sprech­stun­den anbie­ten – wün­schens­wert.

Auch im Anschluss der Kurz­vor­trä­ge des zwei­ten The­men­felds fand eine Dis­kus­si­on zu den Erfor­der­nis­sen und (aktu­el­len) Gren­zen für eine erfolg­rei­che Wei­ter­füh­rung der ver­schie­de­nen Pro­jekt­an­sät­ze statt.

Gesund4PunktZukunft, Orten­au:

  • Für eine ver­bes­ser­te Unter­stüt­zung ist eine neue Hal­tung zur Zusam­men­ar­beit in den ver­schie­de­nen, für die Ziel­grup­pe rele­van­ten Insti­tu­tio­nen von Nöten. Es braucht einen ganz­heit­li­chen Blick, der eine gemein­sa­me Bera­tung der Kund*innen ermög­licht. Hier­bei ist es wich­tig, die Ziel­grup­pe in den „Fahr­plan“ mit­ein­zu­bin­den und Ent­schei­dun­gen nicht „über den Kopf“ der Kund*innen hin­weg zu tref­fen.

GesA, Düs­sel­dorf:

  • Das bis­he­ri­ge Steue­rungs­sys­tem des SGB II schließt die (gro­ße) Ziel­grup­pe von reh­apro aus. So ist es durch das bestehen­de Sys­tem nicht mög­lich, Aspek­te einer ganz­heit­li­chen Teil­ha­be wie bspw. eine Ver­bes­se­rung der Gesund­heit der Kund*innen zu erfas­sen. Die zen­tra­le Ziel­di­men­si­on bis­her ist viel­mehr allein auf eine weit­ge­hend unmit­tel­ba­re Inte­gra­ti­on in Arbeit aus­ge­rich­tet. Die Anpas­sung des Steue­rungs­sys­tems ist eine ent­schei­den­de Rah­men­be­din­gung, um eine neue Aus­rich­tung in der Arbeit mit der Ziel­grup­pe adäquat erfas­sen zu kön­nen.

Geh­Vor, Hal­le:

  • Die Koope­ra­ti­on der Job­cen­ter mit drit­ten Part­nern (bspw. aus dem medi­zi­ni­schen Sek­tor) ver­bes­sert – wie ver­schie­de­ne reh­apro-Pro­jek­te ver­deut­li­chen – die Unter­stüt­zung der Kund*innen. Die bis­he­ri­ge gesetz­li­che Ver­an­ke­rung des Daten­schut­zes macht die­se Form der Koope­ra­ti­on im Regel­ge­schäft jedoch nahe­zu unmög­lich. Es braucht eine gesetz­li­che Ermäch­ti­gung, die Job­cen­tern die Zusam­men­ar­beit mit drit­ten Part­nern ermög­licht.

Das Pro­jekt „Ich habe eine Chan­ce (ICh)“ des Job­cen­ters Ost­hol­stein läuft vom 01.09.2019 bis zum 31.08.2024. Seit dem 01.01.2024 befin­det sich der Ver­ste­ti­gungs­pro­zess in der Imple­men­tie­rungs­pha­se

  • Ziel des Pro­jekts ist es, die indi­vi­du­el­le Unter­stüt­zung kör­per­lich und psy­chisch ein­ge­schränk­ter Men­schen im Rah­men des SGB II zu ver­bes­sern. Ein Mit­tel dazu war die Grün­dung von zwei Gesund­heits­häu­sern, in denen rele­van­te Akteu­re ihre Leis­tun­gen bün­deln und fall­ab­hän­gig abstim­men konn­ten, wobei wich­ti­ge Akteu­re wie die Ren­ten­ver­si­che­rung nicht ein­ge­bun­den wer­den konn­ten. Es war in ers­ter Linie das Fall­ma­nage­ment des Job­cen­ters, das den Teil­neh­men­den als "Gesundheitslots*innen" pass­ge­naue Ange­bo­te wie ein indi­vi­du­el­les Coa­ching, Ter­mi­ne zur gesund­heit­li­chen Begut­ach­tung durch eine Ärz­tin sowie offe­ne Grup­pen­an­ge­bo­te ver­mit­teln konn­te.
  • Der Ver­ste­ti­gungs­pro­zess wur­de durch die Pro­jekt­lei­te­rin initi­iert. För­der­lich war, dass die mäßi­ge Bewer­tung des bis­he­ri­gen Fall­ma­nage­ments die Geschäfts­füh­rung des Job­cen­ters zur Grün­dung eines neu­en Fall­ma­nage­ments bewog. Für eine posi­ti­ve Reso­nanz inner­halb des Job­cen­ters sol­len die Fallmanager*innen in den Imple­men­tie­rungs­pro­zess des neu­en Schwer­punk­tes ein­ge­bun­den wer­den.
  • Im Rah­men des Ver­ste­ti­gungs­pro­zes­ses konn­te der Ansatz des Pro­jekts „ICh“ in ein neu­es Fall­ma­nage­ment mit Schwer­punkt Gesund­heit über­tra­gen wer­den. Die wäh­rend des Pro­jekts geknüpf­ten Kon­tak­te mit Netz­werk­part­nern konn­ten über­nom­men wer­den. Dies betrifft zum Bei­spiel eine Ärz­tin, die auch in Zukunft Begut­ach­tun­gen der Kund*innen durch­füh­ren wird sowie die Mög­lich­keit von Coa­chings und die Teil­nah­me an offe­nen Ange­bo­ten koope­rie­ren­der Pro­gram­me, wie „teamw()rk für Gesund­heit und Arbeit“ (bis 2022 „Ver­zah­nung von Arbeits- und Gesund­heits­för­de­rung in der kom­mu­na­len Lebens­welt“) — eine gemein­sa­me bun­des­wei­te Pro­jekt­in­itia­ti­ve der Bun­des­agen­tur für Arbeit (BA), des GKV­Spit­zen­ver­ban­des und der kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de. Für das Coa­ching kön­nen zukünf­tig AVGS genutzt wer­den.
  • Des Wei­te­ren wird das Fall­ma­nage­ment mit Schwer­punkt Gesund­heit – im Ver­hält­nis zum bis­he­ri­gen Kon­zept des Fall­ma­nage­ments – ver­hält­nis­mä­ßig viel Zeit in der Arbeit mit den Kund*innen zur Ver­fü­gung haben.

Die vor­lie­gen­de Doku­men­ta­ti­on beinhal­tet die Prä­sen­ta­tio­nen sowie Mit­schrif­ten der wis­sen­schaft­li­chen Beglei­tung zu den dis­ku­tier­ten The­men. Bit­te geben Sie uns über unten­ste­hen­des For­mu­lar Rück­mel­dung, wenn die Sei­te Infor­ma­tio­nen ent­hält, die kor­ri­giert wer­den soll­ten. Herz­li­chen Dank!